Einer wuchernden, nach Licht strebenden Pflanze gleich winden sich die schwingenden Formen an der Wand empor. In jeder Phase ihrer horizontalen wie vertikalen Gestaltung scheint die ausbalancierte Konstruktion aus formal reduzierten Edelstahlbändern die rationale Zweck-Mittel-Verbindung des Hochhauses ironisch zu unterlaufen. Als Gegenpart zum kompakten Bauwerk und seinen geometrisch gerasterten Fassaden erwecken die fragilen Strukturen nicht nur die Vorstellung von aufstrebender Bewegung und spielerischer Leichtigkeit. Ihre unterschiedlichen Formprägungen, ihre ungewöhnlichen Verläufe und Ausdehnungen
verdeutlichen zugleich, dass Aufwind keine kontinuierliche Erscheinung ist, die sich in dafür vorgesehenen Bahnen ausdehnt. Der zum Bild gewordene Schwebezustand, der weder Anfang noch Ende kennt, stellt als kommunikatives Zeichen das Gewohnte, das Bodenständige in Frage. In dem er zum plastischen Ausdruck für Veränderungen schlechthin wird, provoziert er die Wahrnehmung der Betrachter und lädt sie gleichsam ein, die vom Kunstwerk kommentierte Schwerkraft des Bauwerks durch die Vorstellung eigener Gewichtung und Bewegung zu erweitern.
Herbert Schirmer, Kunstvermittler